Über mich

Oftmals werde ich gefragt:

"Warum bist du eigentlich Trauerrednerin geworden?"

Tja, ich muss ehrlich gestehen, dass dies noch kein Kindheitswunsch war - wie es oft bei anderen Berufen der Fall ist. Es hat sich eigentlich im Laufe meiner Lebenszeit so entwickelt und ich durfte feststellen, dass sich als Trauerrednerin viele meiner Qualifikationen vereinen lassen.

 

Und wie es vor vielen Jahre sein wollte war ich auf dem Begräbnis meiner Oma und ich dachte mir danach - echt, war das nun alles? Diese Frau ist über 90 Jahre alt geworden, hat viel erlebt, gearbeitet, Kinder geboren, interessante Höhen und Tiefen durchlebt und es findet niemand warmherzige Worte dieses Leben zu ehren und zu würdigen? Schöne Worte - sollen nicht übertrieben oder geheuchelt sein - aber dennoch sollten es Worte am Lebensende sein, welche nochmals auf die Lebzeiten blicken lassen, Erinnerungen und Gefühle wecken. Uns Angehörigen eventuell tröstende und heilsame Worte schenken.

Ich bin nach diesem Begräbnis eher sehr gekränkt nach Hause gekommen und es ist mir lange nicht aus dem Sinn gegangen. Ich dachte bei mir - ist das alles? Sicherlich lebt man sein Leben für sich selbst. Man braucht niemanden was zu beweisen. Eigentlich sollte man ja auch keine Lobeshymnen am Ende des Lebens erwarten. Aber tut es nicht dennoch gut? Zumindest ein paar warmherzige Worte zu hören. Was möchten wir hören wenn wir an das eigene Ableben denken? In das Leben nochmals einen kleinen Einblick zu bekommen? Sich mit den Menschen auseinander zu setzen, zu überlegen - am besten gemeinsam, was hat sein/Ihr Leben ausgemacht? Wie gesagt, ich wollte persönlich nichts übertriebenes hören - einfach nur ein paar individuelle, würdevolle Worte über meine Oma. 

Ich bin dann auch nicht gleich nach Hause gekommen und hab mir gedacht - so nun mach ich es besser.

Nein, es hat noch einige Jahre gedauert, bis ich mich als freie Trauerrednerin auf den Weg machte.

Ehrlich gesagt, ist es bei uns "am Lande" auch noch nicht sehr etabliert. Aber ich persönlich finde diese Art der Zeremonie sehr schön und harmonisch. Stellt den Menschen und sein Wirken in den Mittelpunkt.

 

Mir ist es bewusst, dass es eine gute Portion  Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl erfordert. Den Angehörigen dort abzuholen, wo er gerade steht. Mitfühlend sein; Ihn, und dessen Wünsche akzeptieren ohne zu Urteilen. Trotzdem oft leichter gesagt als getan. Als ausgebildete Altenfach- Familien- und Behindertenbetreuerin konnte ich berufliche Erfahrungen sammeln. Persönlich finde ich die Lebensgeschichten sehr spannend und leider bleibt im alltäglichen Leben zu wenig Zeit sich dieser anzunehmen. Ich frage mich selbst auch gerne: "Welche Motivation steckt hinter gewissen Handlungen? Was macht am Ende unserer Tage das Leben aus?" Gerne konnte ich auch schon beobachten bzw. selber fühlen, wie heilsam es ist, wenn man im Gespräch über den Verstorbenen dessen Leben zusammen trägt. Die verschiedensten Facetten werden noch besser ersichtlich. Wie war die Person zu Lebzeiten als Partner/in, Vater/Mutter, Freund/in, Nachbar/in, Kollege/in... Eine Art Puzzle wird komplett.

 

Für mich ist ein Menschenleben so kostbar und wertvoll. JEDER HAT ES VERDIENT, dass am Ende des irdischen Lebens schöne, einfühlsame Wort gesprochen werden.  Das Leben und die Geschichte des Verstorbenen zu würdigen und auf Händen zu tragen - das Leben ein letztes Mal zu Feiern. Und mir ist es auch durchaus bewusst, dass dieses letzte Fest ein ganz besonderes Fest ist - das Lebensfest des Verstorbenen und es gibt keine Wiederholungschance.

 

Ja, und ich glaube auch, dass es das "gewisse Etwas" braucht, welches ich trotz allem schwer in Worte fassen kann -

ich finde - man muss es einfach spüren und am Besten macht sich jeder selbst dazu ein Bild.


 

 

Ein sehr bekanntes und gleichzeitig eines meiner Lieblingszitate:

     

Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.

 

Antoine de Saint-Exupéry